Der Unterschied zwischen Wert und Kaufpreis
Sind Wert und Kaufpreis das Gleiche? Die Antwort lautet, kann sein, muss aber nicht. Doch warum ist das so? Dazu muss man wissen, was ein Bewerter eigentlich macht. Ein Bewerter schaut sich das Unternehmen und die entsprechenden Zahlen an und ermittelt anhand festgelegter (oder zumindest marktüblicher Verfahren) den Unternehmenswert. Dabei bestimmt er den wirtschaftlichen Wert zu einem bestimmten Stichtag, dem Bewertungsstichtag.
Der Bewertungsstichtag
Der Bewertungsstichtag ist auch schon der erste Faktor warum Wert und Kaufpreis unterschiedlich ausfallen (können). Denn der Praxiswert wird stets zum Stichtag bestimmt. Wenn sich Umsätze ändern, ändert sich auch die Bewertung. Die Bewertung unterstellt natürlich gleichmäßige Umsätze und bezieht sich in der Regel auf die vergangenen 3-5 Jahre. Der Bewerter kann nur mit dem arbeiten, was da ist. Die Zukunft ist auch für ihn nicht vorhersehbar, also prüft er die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und lässt sich andeutende Änderungen mit in die Bewertung einfließen. Obwohl der Bewerter sorgfältig jeden Stein umdreht und alle Gegebenheiten prüft, kann eine lange Krankheit oder ein langes überdurchschnittlich hohes Patienteaufkommen den Umsatz und damit auch die Bewertung sofort ändern. Der Zeitpunkt, wann eine Praxis bewertet wird, ist demnach nicht zu vernachlässigen.
Käufer sind auch nur Menschen
Ein kleines Beispiel wie wir subjektiv anders entscheiden als objektiv: Sie nehmen an einer Lotterie mit nur 2 Losen teil. Eins der Lose bringt Ihnen 100.000€, das andere 0€. Sie müssen sich die Teilnahme erkaufen, oder umgekehrt als Frage formuliert: Wie viel Geld würden Sie ausgeben, um an der Lotterie teilzunehmen? Mathematisch ist die Sache klar. Ein Computer würde maximal 50.000€ bieten. Studien zeigen jedoch, dass der tatsächliche Wert, den wir Menschen im Schnitt bieten würden, bei ca. 20.000€ liegt. Objektiv nicht zu rechtfertigen. Subjektiv bewerten wir das Risiko, ohne Geld nach Hause zu gehen, letztendlich viel zu stark. Dieses Phänomen zeigt sich auch bei der Kaufpreisverhandlung. Käufer sind vorsichtiger und bewerten Risiken höher als sie objektiv gerechtfertigt sind.
Zahlungsbereitschaft und Persönlichkeit
Darüber hinaus kann auch das Geschick und die Persönlichkeit des Käufers nicht bewertet werden. Handelt es sich um einen talentierten Arzt? Sind wirtschaftliche Grundkenntnisse vorhanden? Gibt es Potenziale, die der Verkäufer nicht gesehen hat? Ist der Käufer besonders motiviert und fleißig? All diese Vermutungen können schlichtweg nicht bewertet werden. Die Selbsteinschätzung des Käufers, sein Talent und seine Vision haben jedoch erheblichen Einfluss auf seine individuelle Zahlungsbereitschaft, sowohl positiv als auch negativ.
Angebot und Nachfrage
Der bekannteste Marktmechanismus „Angebot und Nachfrage“ ist auch beim Kaufpreis der aller entscheidendste Faktor! Gibt es nur einen einzigen Interessenten und müssen Sie verkaufen, ist Ihre Position denkbar ungünstig und Sie sind vermutlich dazu gezwungen, unter dem ermittelten Wert zu verkaufen. Gibt es viele Interessenten und Sie haben Zeit mit dem Verkauf, haben Sie natürlich das große Los gezogen und können sich beim Wettbieten entspannt zurücklehnen. Die Wahrheit liegt meistens in der Mitte. Der Einfluss auf den Kaufpreis sollte aber auf keinen Fall unterschätzt werden. Deshalb ist es auch besonders wichtig, frühzeitig mit der Planung des Verkaufs zu beginnen. Wir empfehlen Ihnen damit ca. 3 Jahre vor Ihrem gewünschten Verkaufstermin anzufangen.
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Fazit
Es gibt einige Faktoren, die zu Unterschieden zwischen Bewertung und Kaufpreis führen. Das Prinzip sollte klar sein. Die Bewertung dient in der Kaufpreisfindung als Orientierung. Der Kaufpreis hängt am Ende jedoch von der Anzahl der Interessenten und deren Zahlungsbereitschaft ab.
Wenn Sie eine Bewertung wünschen, können Sie uns dazu gerne kontaktieren.