Du hast viele Jahre in deine Ausbildung und dein Studium investiert und gehörst nach der bestandenen Abschlussprüfung als Arzt zum erlesenen Kreis der rund 400.000 Mediziner in Deutschland. Jetzt ist die Frage: Anstellung? Oder Doch Selbsständig machen? Die Praxis dann gründen oder kaufen? Viele Mediziner arbeiten als Angestellte. Andere haben sich erfolgreich selbständig gemacht. Was ist dein Ziel? Hier helfen wir dir eine Entscheidung zu treffen.
Wie kann ich als Arzt überhaupt arbeiten?
Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten als Arzt oder in einem sonstigen Heilberuf zu arbeiten, die Anstellung oder die Selbständigkeit. Zunächst solltest du die Entscheidung treffen, welche Form du persönlich bevorzugst. Wenn du noch nicht weißt, was du später einmal machen willst, ist das noch kein Problem.
Wann solltest du als Angestellter arbeiten?
Zunächst einmal: Nicht jeder ist für die Selbständigkeit gemacht und das ist auch gar nicht schlimm! Du solltest dich nur Selbstständig machen, wenn du dich bereit dazu fühlst. Wenn diese Punkte auf dich zutreffen, solltest du lieber eine Anstellung anstreben:
- Du hast noch keinerlei Berufserfahrung und weißt nicht was täglich auf die zukommt
- Du kannst nicht mit Geld umgehen
- Befehle und Arbeitsanweisungen des Vorgesetzen zu befolgen fällt dir leicht
- Du akzeptierst jede Rechnung und jedes Angebot
- Du bist jemand, der sich kaum durchsetzen kann
- Entscheidungen treffen fällt dir schwer
- Du willst dir keine kaufmännischen Fähigkeiten aneignen
- Du sagst fast immer „Ja“ zu allem
- Es gibt keine freie Zulassung und keine Praxis zum Kauf
Falls die meisten Punkte auf dich zutreffen, solltest du vielleicht lieber die Finger von der eigenen Praxis lassen, denn auch als Angestellter kannst du sehr gut in deinem Job sein und ein erfülltes Berufsleben haben.
Wann solltest du nicht als Angestellter arbeiten?
Wenn du bis hierhin gelesen hast, interesseiert dich das Thema eigen Praxis so sehr, dass du wahrscheinlich sogar schon bereit dazu bist. Wenn diese Punkte auf dich zutreffen, könnte eine eigene Praxis vielleicht genau das richtige für dich sein
- Du bist wissbegierig
- Du kannst für dich selbst verantwortlich sein
- Informationen suchst du, bevor du eine Entscheidung triffst
- Du entscheidest nicht aus dem Bauch heraus, sondern denkst vorher nach
- Du kannst dich durchsetzen und hinter einer Entscheidung stehen
- Die Arbeit mit unterschiedlichsten Menschen macht dir Spaß
- Du hast bereits Berufserfahrung
- Du willst mehr Geld verdienen
Falls die meisten Punkte auf dich zutreffen, ist die Selbstständigkeit vermutlich genau das Richtige für dich!
Du willst eine eigene Praxis
Ob jetzt oder in ein paar Jahren, der Schritt sollte gut vorbereitet sein. Eins jedoch vorab: Jeder selbstständige zahlt Lehrgeld. Es ist nun mal so, dass jeder Selbstständige schon einmal Geld „verbrannt“ hat. Das gehört einfach zum Lernprozess dazu. Das heißt nicht, dass du jeden Fehler einmal machen solltest, aber gestehe dir selbst zu, auch mal den ein oder anderen Fehler zu machen und daraus zu lernen. Mit der Zeit wirst du lernen wie viel Zeit du für Recherche und wie viel Zeit du für die Umsetzung aufwenden solltest.
Nun wo das geklärt ist, stellt sich die Frage wie du die eigene Praxis vorbereiten solltest. Über diese Themen solltest du Basiswissen erwerben:
Nachdem du Wissen zu diesen Themen erworben hast solltest du dich für einen ungefähren Standort entscheiden. Eine Stadt oder ein Landkreis reicht dabei zunächst. Du solltest gute Gründe finden, warum es genau dieser Standort sein soll. Die Nähe zum Wohnort sollte dabei nicht das wichtigste Argument sein. Vielmehr sollte Patientennähe bzw. das Einzugsgebiet, also die Wirtschaftlichkeit der Praxis, im Vordergrund stehen.
Praxis gründen oder kaufen?
Die Gretchenfrage! Die Frage kann pauschal nicht beantwortet werden. Hier eine kleine Entscheidungshilfe:
Diese Gründe sprechen für eine Gründung:
- Es gibt kaum Konkurrenz im Einzugsgebiet
- Du willst alles selbst neu aufbauen
- Du willst einen innovativen Ansatz
- Es gibt viele Patienten im Einzugsgebiet / Die Konkurrenz kann nicht alle davon ausreichend behandeln
- Du scheust den Aufbau nicht und kennst die wirtschaftlichen Risiken
- Es steht keine Praxis zum Kauf zur Verfügung
Diese Gründe sprechen für eine Übernahme:
- Es gibt wenige Praxisräume auf dem Markt
- Du willst vom ersten Tag an Geld verdienen
- Du willst vorhandene Strukturen übernehmen und nach und nach verbessern
- Es gibt zu wenige Patienten für eine neue Praxis
- Du willst dein wirtschaftliches Risiko minimieren
- Du willst einen Konkurrenten „vom Markt nehmen“
- Es gibt einen Zulassungsstopp der KV
In dieser Aufstellung fehlt der Kaufpreis für die Praxis und das aus gutem Grund. Viele machen die Entscheidung „Kaufen oder Gründen“ genau davon abhängig, aber das ist meist ein Trugschluss. Vom Kaufpreis solltest du deine Entscheidung grundsätzlich nicht abhängig machen! Denn den Kaufpreis kannst du von der Steuer absetzen und über die Kreditlaufzeit nach und nach absetzen, wichtig ist nur, ob er gerechtfertigt ist.
So lange die Praxis richtig bewertet ist und die wirtschaftlichen Gegebenheiten realistisch wiederspiegelt, ist meist auch ein hoher Kaufpreis durchaus angemessen, denn man kauft sich dadurch einige Vorteile, wie ein vorhandenes Praxiskonzept und vor allem einen Patientenstamm unmittelbar ein und kann diese vom ersten Tag an nutzen, anstatt diese mühsam über Jahre hinweg aufzubauen.
Wie hoch ist das wirtschaftliche Risiko?
Im medizinischen Bereich sehr gering! Wahrscheinlich ist der Bereich sogar die sicherste Branche, die es gibt. Selbst Bestatter haben immer mehr ausländische Konkurrenz. Ein Patient wird jedoch in den seltensten Fällen weite Reisen antreten. Die Erträge sind durch staatliche Systeme und Branchenverbände auf lange Sicht gesichert. Zulassungsstopps verhindern extreme Konkurrenzsituationen und eine Untersuchung kann in den seltensten Fällen komplett Online stattfinden. Gute Aussichten also!
Warum machen sich so wenige Ärzte Selbstständig?
Gute Frage! Die Patienten sind da. Die Kassen sind gefüllt. Im nächsten Jahrzehnt gehen ca. 20% aller Praxisinhaber in den Ruhestand! Das Angebot ist jetzt schon da und wird noch größer. Die Nachfrage nach Praxen geht jedoch merkwürdigerweise gleichzeitig zurück. Wir sehen die Hauptgründe in mangelnden kaufmännischen Kenntnissen und einer damit einhergehenden Unsicherheit sich Selbstständig zu machen. MVZs nutzen diesen Umstand aus und werben fleißig für Anstellungen, wobei die Betreuung und gute Versorgung der Patienten häufig stark leidet. Patienten wünschen jedoch nach wie vor einen persönlichen Ansprechpartner. Viele verkennen vor allem die Chance mit einem eignen Patientenstamm zu arbeiten und diesen käuflich zu erwerben oder lassen sich generell durch Kaufpreise abschrecken. Hier helfen Seminare, Bücher oder auch YouTube Videos. Das Wissen ist nicht schwer zu erlangen. Das Medizinstudium ist deutlich anspruchsvoller.
Nach Hilfe fragen!
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Sei ehrlich zu dir selbst. Was kannst du und was kannst du nicht? Hole dir einfach Hilfe bei den Themen, die du noch nicht so gut kannst. Diese Hilfe ist meistens für dich und deinen Erfahrungsschatz wesentlich mehr Wert, als das was du dafür zahlst. Das Wissen behältst du ein Leben lang!
Fazit
Die Entscheidung, ob Anstellung oder eigene Praxis, ist typabhängig. Die Entscheidung, ob kaufen oder gründen, ist Situationsabhängig. Man sollte stets gut planen und gleichzeitig keine Angst davor haben Fehler zu machen. Der Aufbau kann sich lohnen, der Kauf meistens mehr. Es schadet darüber hinaus nicht einen wirtschaftlichen Berater zu Rate zu ziehen. Wir können dir bei allen wirtschaftlichen und kaufmännischen Fragen, Standortanalysen, Businessplanerstellung, der Finanzierung oder sonstigen Fragen helfen. Die Erstberatung ist natürlich immer kostenlos!
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